Menüs und Rezepte der 50er und 60er JahreIn den 50er und 60er Jahren waren Einladungen zu "zwanglosen" Treffen mit kulinarischen Kleinigkeiten (z.B. Krebseessen, Austern-Frühstück) oder zu sogenannten Stehparties besonders beliebt: Cocktailparties, Garten- oder Balkonparties (die "blumenreichen Abwandlung der Cocktailparty"), Spieleabende, Hausmusik oder sogar Tanzabende. Auch Einladungen zum Fernsehen waren Mitte des 20. Jahrhunderts nicht ungewöhnlich. Im "Handbuch des guten Tons" von Annemarie Weber heißt es: "Falls wir einen Fernsehempfänger besitzen, laden wir zum Fernsehen. Stuhlreihen werden vor dem Gerät aufgestellt, nachdem die Gäste zuvor [...] bewirtet wurden." Auch bei der täglichen Zubereitung von Mittag- und Abendessen wurde sehr auf eine sparsame Verwendung von Lebensmitteln geachtet. Die Hausfrau von damals konnte aus verhältnismäßig geringen und einfachen Zutaten phantasievolle Köstlichkeiten zaubern. Speisereste landeten nicht achtlos im Müll sondern wurden weiterverarbeitet; in vielen Kochbüchern aus den 1950ern findet man daher auch zahlreiche Rezepte mit bereits gekochten oder gebratenen Zutaten oder sogar eigene Kapitel zum Thema "Resteverwertung". |
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Cocktailparty
1 kleines Weißkraut Bunte Spießchen Weißkraut beim Strunk geradeschneiden und mit der Schnittfläche nach unten auf einen Teller stellen. Man kann den Krautkopf auch in Alufolie wickeln. Käsesorten in gleichmäßige Stücke schneiden und nach Geschmack mit Weintrauben, Gemüse, usw. auf Spießchen stecken. Diese rundum in den Krautkopf stecken.
8 hartgekochte Eier 4 Tomaten Petersilie oder Salatblätter als Garnitur Von den hartgekochten und geschälten Eiern an beiden Enden ein kleines Stück abschneiden. Dotter herausnehmen, passieren und mit Mayonnaise, Creme fraiche verrühren. Mit Salz, Pfeffer und eventuell Sardellenpaste oder Senf abschmecken. Creme in die Eier zurückfüllen. Von den Tomaten "Pilzhauben" abschneiden (oder kleinere Tomaten einfach halbieren) und auf die Eier setzen. Tomaten mit kleinen Pünktchen von Mayonnaise verzieren. In "Mein großes Kochbuch" von Mater Johanna Rindler von 1960 wird für diese Pünktchen keine Mayonnaise verwendet, sondern die abgeschnittenen Kappen vom Eiweiß zu kleinen Scheiben zurechtgeschnitten und auf die Tomaten gelegt! Fliegenpilze auf einer Platte oder auf Tellern anrichten und mit Petersilie oder Salatblättern garnieren.
Gefüllte Eier 4 Eier Eier hart kochen und schnell in kaltem Wasser abschrecken. Sobald sie ausgekühlt sind die Eier schälen, längs halbieren und den Dotter mit flaumig gerührter Butter, Senf und Mayonnaise verrühren. Mit Salz, Pfeffer und eventuell etwas Sardellenpaste abschmecken. Mit dem Spritzsack die Dottercreme in die halbierten Eier füllen. Mit grüner Petersilie, Essiggurkerln, Paprikastreifchen, Paprikapulver, Schnittlauch, usw. garnieren.
Exotischer Hühnersalat 800 g Hühnerfilet Hühnerfilet in kleine Würfel oder in dünne Streifen schneiden. In etwas Öl rundum durchbraten, mit Salz und Pfeffer würzen und abkühlen lassen. Ananas abgießen und mit den Hühnerstücken vermengen. Ketchup, Mayonnaise, Weinbrand und Chilipulver zugeben und alles gut durchrühren. Kurz durchziehen lassen und abschmecken.
Französischer Salat Für die Mayonaise: 3 Eier Essiggurken, hartgekochte Eier, usw. zum Garnieren Die Zutaten für die Mayonaise sollten Zimmertemperatur haben - also bereits einige Stunden vor der Zubereitung die Zutaten aus dem Kühlschrank holen! Ganz wichtiger Hinweis: nachdem für Mayonaise die Eier roh verzehrt werden, unbedingt auf Frische achten oder auf pasteurisierte Eier ausweichen. Dotter mit Senf, Zitronensaft, Salz und Pfeffer verrühren. Nach und nach tropfenweise (!) Öl zugeben. Mayonaise in den Kühlschrank stellen.
Wurstplatte, z.B. Schinkenröllchen, kalter Braten, falscher Hase ( Rezept)
Essiggemüse, z.B. Essiggurken, Maiskölbchen, Perlzwiebel, eingelegte Spargelspitzen
Brot und Gebäck |
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Weihnachtsmenü 1947
Das Weihnachtsmenü stammt aus dem Jahr 1947, ist aber auch für die darauffolgenden Jahre als festliches Menü passend. Das Menü zeigt folgende Gänge:
Französischer Salat in Aspik Für die Mayonaise: 2 Eier 6 Blatt Gelatine Die Zutaten für die Mayonaise sollten Zimmertemperatur haben - also bereits einige Stunden vor der Zubereitung die Zutaten aus dem Kühlschrank holen! Ganz wichtiger Hinweis: nachdem für Mayonaise die Eier roh verzehrt werden, unbedingt auf Frische achten oder auf pasteurisierte Eier ausweichen. Dotter mit Senf, Zitronensaft, Salz und Pfeffer verrühren. Nach und nach tropfenweise (!) Öl zugeben. Mayonaise in den Kühlschrank stellen.
Leberknödelsuppe (sehr sparsame Variante) 4 Scheiben Toastbrot etwas Milch zum Einweichen Leber fein faschieren. Toastbrot in etwas Milch einweichen, ausdrücken und ebenfalls faschieren. Zwiebel und Petersilie fein hacken. Alle Zutaten gut vermengen und etwa 30 Minuten rasten lassen. Aus der Masse kleine Knöderl formen, vorsichtig in die kochende Suppe einlegen und etwa 10 Minuten köcheln lassen.
Beefsteak auf Gemüseplatte Beefsteak : Lungenbraten in nicht zu dünne Scheiben schneiden. Beidseitig mit Salz und Pfeffer würzen. In einer Pfanne etwas Öl erhitzen. Steaks beidseitig scharf anbraten, die Hitze reduzieren und fertigbraten. Steaks aus der Pfanne heben, in Alufolie wickeln und kurz rasten lassen. Erbsen und Karotten : Karotten schälen und in dünne Scheiben schneiden. Zwiebel sehr fein hacken und in Butter anschwitzen. Karotten und Erbsen zugeben und weichdünsten. Eventuell etwas Wasser oder Suppe zugeben. Mit Salz und Pfeffer abschmecken. Rotkraut: Zwiebel fein hacken und in etwas Butter anschwitzen. Klein geschnittenes Rotkraut zugeben und etwas Suppe oder Wasser zugießen. Mit fein geriebenem Apfel weichdünsten. Mit Salz, Pfeffer und etwas Zitronensaft abschmecken. Braungedünstetes Kraut: Butter erhitzen und darin den Zucker bräunen. Klein geschnittenes Weißkraut zugeben und durchrösten. Etwas Suppe oder Wasser zugießen und mit Salz, Pfeffer, Kümmel und Essig abschmecken. Kartoffelpüree: Mehlige Kartoffeln schälen, vierteln und in reichlich Salzwasser weichkochen. Abgießen und mit etwas Salz, gemahlener Muskatnuß und heißer Milch cremig rühren. Masse in einen Spritzsack füllen und in Röschen dekorativ auf die Gemüseplatte spritzen.
Schaumrollen 1 Pkg. Blätterteig 1/4 l Schlagobers Schaumrollenförmchen gut mit Butter befetten. Blätterteig in ca. 2cm breite Streifen schneiden und die Streifen auf die Förmchen wickeln. Mit Dotter bestreichen und goldbraun backen. Vorsichtig von den Förmchen ziehen und auskühlen lassen.
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Weitere Rezepte2 Semmeln oder 4 Scheiben Toastbrot 3 hartgekochte Eier Semmeln oder Toastbrot zerpflücken, mit etwas Milch einweichen, auspressen und eventuell faschieren. Zwiebel, Knoblauch, Petersilie und Majoran fein hacken und mit Faschiertem, Ei, Salz, Pfeffer und der Semmelmasse gut verkneten.
Toast Hawaii Toastbrot Cocktailkirschen (Glas) Toastbrot dünn mit Butter bestreichen. Mit Schinken, Ananas und Käse belegen und bei 180°C backen bis der Käse schön geschmolzen ist. Mit Cocktailkirsche garnieren und genießen.
4 große Kalbs- oder Schweinsschnitzel 2 EL Öl Schnitzel beidseitig mit Salz und Pfeffer würzen. Hartgekochte Eier schälen und in die Schnitzel einwickeln. Die Enden mit Zahnstocher fixieren oder mit Küchengarn zu "Päckchen" schnüren.
1-2 Eier pro Person 1 Toastbrotscheibe pro Person 6 Ecken Streichkäse (=150 g) Wasser mit Essig und Salz erhitzen. Ei vorsichtig in eine kleine Tasse schlagen und von dort vorsichtig aber rasch ins sprudelnde Wasser gleiten lassen. Drei Minuten sprudelnd kochen lassen. Wenn das pochierte Ei nicht mehr überbacken wird, sollte es etwa 4-5 Minuten im kochenden Wasser bleiben. "Eierpäckchen" mit einem Schöpflöffel vorsichtig aus dem Wasser heben und kurz abtropfen lassen.
4 Scheiben Toastbrot Toastbrot toasten und noch heiß mit Kalbsleberwurst bestreichen. In einer Pfanne etwas Öl erhitzen und darin die Spiegeleier braten. Diese auf die Toastbrotscheiben legen und mit Paprikapulver bestreuen. Mit abgeschmalzenen Spinat ( Rezept ) oder Salat servieren.
1 EL Öl 2 Semmeln 2 Eier etwas Butter zum Bestreichen der Puddingform Tomaten und hartgekochte Eier zum Garnieren Puddingform mit flüssiger Butter bestreichen (Deckel nicht vergessen!). Noch leichter kommt der fertige Pudding aus der Form, wenn man den Boden der Form mit einem runden Stück Backpapier auslegt.
800 g Blattspinat Spinat in Salzwasser etwa 6 Minuten kochen lassen und abseihen. Knoblauch sehr fein hacken. Butter erhitzen und darin den Knoblauch anschwitzen. Semmelbrösel zugeben und kurz durchrösten. Die Hälfte der Butterbrösel vorsichtig mit dem Blattspinat vermengen und abschmecken. Spinat auf einer Platte oder einem Teller anrichten. Die restlichen Butterbrösel drüberstreuen.
1 kleine Zwiebel Zwiebel fein hacken und in Butter anschwitzen. Reis zugeben und mit dem kalten Wasser aufgießen. Erbsen und Salz zugeben. Aufkochen lassen, den Topf zudecken und die Hitze reduzieren. Reis etwa 20-30 Minuten bei schwacher Hitze dünsten lassen.
Zitronensorbet 1/4 l Wasser Wasser, Weißwein und Kristallzucker etwa 10 Minuten kochen lassen. Zitronensaft zugießen und kalt stellen. Für etwa 1 Stunde ins Tiefkühlfach stellen. Eiweiß mit Salz steifschlagen und gemeinsam mit Staubzucker unter die Creme heben. Für mehrere Stunden ins Tiefkühlfach stellen und während dem Gefrieren öfter kräftig durchrühren bis das Zitronensorbet schön cremig ist.
6 Eier Marillenmarmelade Pfirsichhälften aus der Dose Schlagobers Backblech mit Backpapier auslegen. Eiweiß mit Kristallzucker und Salz zu festem Schnee schlagen. Dotter mit Staubzucker und geriebener Orangenschale cremig rühren. Mehl und den steifgeschlagenen Schnee unterheben. Teig auf dem vorbereiteten Backblech bei 220°C etwa 10-12 Minuten backen.
1 Dose gemischte Früchte ca. 100 g Biskotten 1/2 l Milch Schlagobers zum Dekorieren Früchte abgießen, mit Vanillezucker und Rum marinieren, in eine Glasschüssel geben und gleichmäßig mit Biskotten belegen. Statt der Biskotten eignen sich auch zerbröselte Butterkekse, Bikuitreste, usw.
Biskuittorte: Punschtunke: Zuckerglasur: ca. 200 g Marzipanrohmasse Marmelade (z.B. Marillenmarmelade) Tortenform (Durchmesser ca. 22cm) am Boden befetten oder mit Backpapier auslegen. Eiklar zu festem Schnee schlagen; den Kristallzucker dabei langsam einrieseln lassen. Dotter mit Staubzucker und etwas geriebener Zitronenschale schaumig rühren. Schnee und zum Schluß das Mehl vorsichtig unterheben. Teig in die vorbereitete Form füllen und bei 180°C etwa 50 Minuten backen.
250 g Himbeeren (tiefgekühlt) Himbeeren und Biskotten als Dekoration Tiefgekühlte Himbeeren mit Milch, Zucker und Rum pürieren. Schlagobers steif schlagen. Die Hälfte unter die Himbeermilch heben und in Gläser füllen. Den restlichen Schlagobers auf der Himbeermilch verteilen, mit Himbeeren und Biskotten dekorieren UND GENIESSEN :-) | ||||
Quellen und Literatur:Handgeschriebenes Kochbuch von Juliana Tieber, geb. Pillner, Graz 1947/48 Mater Johanna (M. Johanna Rindler): Mein grosses Kochbuch. Ein Kochlehrbuch für die moderne Hausfrau. Verlag Styria, 9. Auflage, Graz 1960 Annemarie Weber: Hausbuch des guten Tons. Ein Knigge von heute. Falken-Verlag Erich Sicker, Berlin 1960 Else Richter: Das moderne Kochbuch. Über 1200 Rezepte für die Küche von heute. C. A. Koch´s Verlag Nachf., Darmstadt 1961 Corinna Wodarz: Mutters ganzer Stolz. Unser Haushalt in den 50er und 60er Jahren. Wartberg Verlag GmbH & Co KG, 2. Auflage, Gudensberg-Gleichen 2010 Klaus Schäfer: Iss doch wenigstens das Fleisch! 100 Jahre Schulkochbuch - 100 Jahre Ernährungskultur. Dr. Oetker Verlag KG, Bielefeld 2011 |
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Vater wird, hoffe ich, so lieb sein, seine verlorene Tochter aus der Stadt heimzuholen, sofern er nicht wünscht, daß ich im Spital Visite mache, Advokat im Tempel oder Wachsoldat vor dem St. James Palast werde. Jane Austen an ihre Schwester Cassandra |